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Im Interview - Jens Schöberling und Carsten Schmidt - Logistik im Hafen

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Die Hafenlogistik ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt, an dem unterschiedliche Transportwege und Logistikunternehmen eng zusammenarbeiten, um Fracht- und Umschlagsprozesse reibungslos abzuwickeln. Ob Reedereien, Speditionen oder Lagerspezialisten – die Digitalisierung und der Einsatz mobiler Technologien spielen eine Schlüsselrolle, um diese Abläufe effizienter zu gestalten.

Logistik: Ein essenzieller Wirtschaftszweig

Die Logistikbranche ist eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Häfen wie der Hamburger Hafen sind dabei unverzichtbar. Mit über 132 Millionen Tonnen Gesamtumschlag und mehr als 260.000 Arbeitsplätzen bundesweit zählt er zu den wichtigsten Umschlagplätzen der Welt. Die Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Transportwege – ob per Schiff, Bahn oder LKW – nahtlos miteinander zu verbinden.

„Mobile Lösungen sind entscheidend, um den Waren- und Verkehrsfluss zu beschleunigen, Wartezeiten zu minimieren und Lieferzeiten zu verkürzen“, betont Jens Schöberling, CEO von Webbyte Systems. „Durch mobile Endgeräte können Unternehmen beispielsweise ihre Containerlogistik optimieren, Zollformalitäten vorbereiten und ihre Flächen effizienter nutzen.“

Mobile Technologien als Beschleuniger

Die Einführung mobiler Technologien hat die Arbeitsweise in der Hafenlogistik grundlegend verändert. Systeme wie Windows Office 365 und robuste mobile Geräte ermöglichen Echtzeitkommunikation auf großen Arealen. Dies erlaubt es den Mitarbeitern, Wasserstände und Windstärken zu erfassen, Daten live abzugleichen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Auch für die operative Logistik bieten mobile Lösungen erhebliche Vorteile. Packstationen können durch Echtzeitinformationen bereits kurz vor Ankunft eines Containers die Beladung vorbereiten, während Mitarbeiter des Seeterminals rechtzeitig über den Status informiert werden.

„Eine smarte Kombination aus mobiler Technologie und intelligenter Software ermöglicht es, Informationen in Echtzeit zwischen verschiedenen Akteuren zu synchronisieren“, erklärt Jens Schöberling. „Dadurch wird die gesamte Lieferkette effizienter.“

Herausforderungen: Die richtigen Geräte wählen

Für den Einsatz im Hafen müssen mobile Endgeräte robust und wetterfest sein. Geräte mit IP67-Zertifizierung schützen vor Staub und Wasser und sind für den rauen Hafenalltag ideal. Diese Endgeräte kommen unter anderem bei Kränen, fahrbaren Geräten oder direkt bei Mitarbeitern zum Einsatz, um Barcodes, Positions- oder Bewegungsdaten zu erfassen.

„Industriegeräte, die zusätzlich über Ortungsmechanismen, Fotofunktionen oder Mess- und Signalverarbeitung verfügen, bieten einen entscheidenden Mehrwert“, ergänzt Carsten Schmidt, Projektberater bei Webbyte Systems.

Standardisierte oder individuelle Lösungen?

Während größere Unternehmen häufig auf maßgeschneiderte Anwendungen setzen, bevorzugen kleine und mittelständische Unternehmen standardisierte Lösungen, die gängige Funktionen abdecken. Peter Stratmann von Inplan betont, dass standardisierte Lösungen mit einer zentralen Datenbasis effizienter und einfacher wartbar sind. „Eine Plattform – viele Endgeräte“ sollte das Grundprinzip sein, um redundante Daten und hohe Wartungskosten zu vermeiden.

Praxiseinsatz: Effizienter Umschlag im Hafen

Ein gutes Beispiel für den Nutzen mobiler Technologien ist die Containerlogistik. LKW-Fahrer können Containernummern und geplante Ankunftszeiten direkt per mobiler App an das Lager übermitteln. Dadurch können vorbereitende Prozesse wie die Zuweisung von Laderampen oder die Erstellung von Zollpapieren rechtzeitig starten. Dieses sogenannte One-Touch-Cross-Docking minimiert Durchlaufzeiten und optimiert die Nutzung der Ressourcen.

„Durch den gezielten Einsatz mobiler Lösungen lassen sich nicht nur die Prozesse beschleunigen, sondern auch die Prozesskosten und Risiken reduzieren“, so Schöberling.

Trends und Perspektiven

Zukünftige Entwicklungen wie RFID-Technologien und GPS-basierte Dienste werden die Hafenlogistik weiter automatisieren. Jens Schöberling ist überzeugt: „Die zunehmende Verknüpfung von Technologien wird eine Harmonisierung einzelner Insellösungen ermöglichen und Prozesse noch weiter vereinfachen.“

Ein Beispiel ist das vom BMWi geförderte Forschungsprojekt „RFID-based Automotive Network (RAN)“, bei dem die Überwachung multimodaler Transportketten durch RFID und Echtzeitdaten realisiert wurde. Solche Pilotprojekte zeigen, wie durch digitale Technologien Effizienzsteigerungen erreicht werden können.

Fazit: Die Zukunft der Hafenlogistik ist mobil

Die Hafenlogistik steht vor der Aufgabe, mobile Lösungen nicht nur einzuführen, sondern auch standardisierte Plattformen zu schaffen, die den internationalen Anforderungen gerecht werden. Mit Echtzeitkommunikation und innovativen Technologien hat der Hamburger Hafen bereits einen wichtigen Schritt gemacht. „Jetzt gilt es, Unternehmen und Logistikdienstleister stärker einzubinden und gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten“, fasst Schöberling zusammen.

Die Zukunft der Hafenlogistik liegt in der Mobilität – und mobile Technologien sind der Schlüssel, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.